„Gut getan!“ Jakob – Brucker – Gymnasium und FOS – BOS liefern sich packendes
Eishockeymatch zugunsten der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien
Die Idee kam aus Schülerkreisen. Anton Schreiner, Schüler der FOS und gerade Praktikant am JBG äußerte sie, als man sich gerade Gedanken über eine möglichst schnelle Unterstützung der Erdbebenhilfe machte, nachdem man von dem furchtbaren Ereignis in der Türkei und Syrien erfahren hatte. Bernd Dössinger, Schulleitungsmitglied am JBG und bekennender Fan der schnellsten Mannschaftssportart der Welt, nahm sie begeistert auf und machte sich gleich an die Organisationsarbeit, die Schulleiter und Akteure stimmten zu und damit waren die Grundlagen für ein Spiel der Eishockeyteams beider Schulen gelegt.
Nachdem auch der ESV – Kaufbeuren und die Stadt als Träger des Stadions sich mit dieser Idee anfreunden konnten, nahm der zunächst kühn erscheinende Plan Gestalt an.
Am Donnerstag, 16. Februar, um 11.30Uhr, war es dann soweit. Die Schüler/innen beider „Lager“ bevölkerten die Eishalle, in der sich auch eine Reihe externer Interessenten eingefunden hatte.
In professioneller und launiger Manier begrüßte Bernd Dössinger Mannschaften und Zuschauer, bedankte sich bei allen, die dieses spontane Ereignis möglich gemacht hatten, die beiden Schulleiter schlossen sich an. Herr Mellies (FOS/BOS) erinnerte an das Vorspiel zwischen beiden Schulen vor ziemlich genau einem Jahr, kurz nachdem der schreckliche Krieg in der Ukraine begonnen hatte. Herr Walter (JBG) bat die Anwesenden, den Spendenanlass nicht zu vergessen und stellte Frau Engelhard von „Humedica“ vor, die einen kurzen Bericht über die aktuelle Lage im Erdbebengebiet gab. Nachdem auf Lebendrettungen nun nur noch in absoluten Ausnahmefällen zu hoffen ist, widme sich die Kaufbeurer Hilfsorganisation vornehmlich der Versorgung von bis zu 6000 Menschen (von mehreren Millionen, die dieses Schicksal in der Türkei und Nordsyrien nun teilen!), die durch die Katastrophe obdachlos geworden sind. Dafür seien v.a. Wasserfilter, Lebensmittel und weitere Zelte nötig.
Mit freundlichem Beifalle wurden auch die Schiedsrichter begrüßt, hatten mit Alex Thiel, Phillip Bidoul und Max Oswald doch drei aktive „Joker“ – Spieler und ehemalige Schüler der beiden Schulen für dieses sonst so schwere Amt gewonnen werden können.
Sie betonten, v.a. angesichts einer solchen Veranstaltung, stolz auf ihre früheren Schulen zu sein und überreichten einen signierten Schläger und zwei Trikots, deren Versteigerungserlös ebenfalls der guten Sache dienen sollte. Nach Vorstellung der „Starting Six“ beider Teams und einer Schweigeminute“ wurden dann die Schläger gekreuzt.
Diejenigen, die vielleicht geglaubt hatten, dass es sich dabei um ein Alibievent ohne besonderen sportlichen Wert handeln würde, sahen sich innerhalb weniger Minuten vom Gegenteil überzeugt. Beide Mannschaften konnten etliche Akteure aus den Nachwuchsmannschaften des ESV – Kaufbeuren aufweisen, wobei die FOS/BOS erkennbar eines gewissen Alters – und auch Größenvorteil hatte. Aber auch die echten „Amateure“ überzeugten durch die ein oder andere sehenswerte Aktion und mehr noch durch ihren Einsatz und ihre Leidenschaft. Zu Spielbeginn war die Mannschaft der FOS /BOS im Vorteil , selbst die beiden Coaches der JBG – Schulmannschaft, Matthias Mayer und Simon Spiegler, sowie Ex – Kollege und Kaufbeurer Eishockeylegende Heiner Römer, die das JBG – Team verstärkten, konnten das zunächst nicht vollständig ausgleichen. Nach 8 Minuten stand es 3:0 und das 3:1, erzielt mit einem schönen Alleingang, nahm zunächst wenigstens die Furcht der immer noch stimmungsvoll anfeuernden JBG – Familie, dass eine richtige Schlappe drohen würde. Ein ums andere Mal konnte sich auch der wirklich hervorragende Torhüter des FOS/BOS Teams auszeichnen und ließ selbst Maximilian Stöhr oder Heiner Römer auf JBG – Seite mehrfach verzweifeln.
In der Pause gab es die nächste freudige Überraschung. Statt Catering mit langen Wartezeiten gab es musikalische Unterhaltung durch das Bläserquintett der „Brucker – Brass“, unter Leitung von Florian Hawelka und dem Percussion Ensemble, angeführt von Robert Gleichsner.
Fast zu schnell verging so die Pause, in der man auch freundschaftliche Begegnungen der Spieler beider Schulen beobachten konnte. Böse Zungen argwöhnen, dass diese Atmosphäre auch etwas mit dem Endergebnis zu tun gehabt haben könnte, doch der Reihe nach:
Wie zuvor anscheinend vereinbart, wechselte die FOS/BOS den Torhüter und präsentierte eine Torfrau. An der lag es sicher nicht, dass sich das Blatt zunächst wendete, sie zeigte einige durchaus sehenswerte Paraden. Vielmehr hatten sich die Stürmer des JBG jetzt anscheinend warmgelaufen und fuhren einen schönen Angriff nach dem anderen in Richtung FOS/BOS – Tor. Fast zwangsläufig fielen so die Treffer vom 1:3 bis zur 5:3 Führung des JBG, was den stimmgewaltigen Anhang, der ganz im Stile der Joker – Fanclubs in der Heimkurve hinter dem Tor agierte, sicht- und hörbar erfreute. Erst ein schöner Alleingang zum 4:5 brachte dann eine nochmalige Wende des Spielgeschehens und beim Spielstand von 5:5 musste JBG – Keeper Josef Dolezal all sein Können aufbieten, um einen Penalty zu entschärfen. Doch damit noch nicht genug der Dramatik, praktisch in letzter Sekunde erzielte die FOS/BOS doch noch einen Treffer, der aber, weil mit einer sichtbaren Kickbewegung des Schlittschuhs erzielt, nicht anerkannt werden konnte.
So trennte man sich schließlich schiedlich, friedlich mit einem 5:5 Unentschieden.
In der Zwischenzeit hatten die Kaufbeurer “Weiber“ das Rathaus erstürmt und deshalb war es Herrn Oberbürgermeister Bosse möglich, gerade selbst obdachlos, die Veranstaltung offiziell zu beenden. Sehr zurecht betonte er die beiden sehr gegensätzlichen Aspekte, das Spiel selbst und dessen Zweck und wünschte allen Anwesenden einen schönen Fasching, trotz der bewegten und teilweise verstörenden Zeiten.
Wieder ganz im Eishockeymodus verabschiedete der Fanclub des JBG die Mannschaften in der Heimkurve. Beide, wohlgemerkt, vielleicht eine hübsche Anregung für die Profis?
Auch hier wollen wir natürlich keineswegs den Benefizcharakter des Events vergessen. Eingeschlossen einiger bereits vorangegangener Spenden, darunter z.B. ein von Irem Sal (JBG,Q11) ins Werk gesetztes Kuchenbüffet, das allein ca. 550 Euro erbrachte), belief sich die Spendensumme bereits am Donnerstagnachmittag auf 7.777.77 Euro.
Alles in Allem ein mehr als gelungenes Ereignis, für das sich der Ausfall zweier Schulstunden, am Tag vor dem Zwischenzeugnis, sicher rechtfertigen lässt, übrigens auch aus pädagogischer Sicht.