Im Juli letzten Jahres erreichte der Neugablonzer Tobias Elbs als einer der besten Schüler des Jakob-Brucker-Gymnasiums sein Abitur mit der Traumnote 1,0. Auch wenn ihm alle Studienmöglichkeiten offenstanden, bewarb er sich bei der amerikanischen Eliteuniversität Harvard. Dies bedeutete ein umfangreiches Bewerbungsverfahren, bei dem ihm die gesamte Lehrerschaft des Jakob-Brucker-Gymnasiums unterstütze. Zurzeit befindet er sich in Australien bevor es im Herbst in Amerika losgeht.
Zunächst gratulieren wir dir zu deinem Erfolg, einen Studienplatz an der renommierten amerikanischen Universität Harvard erhalten zu haben. Was bedeutet dies für dich?
Selbstverwirklichung, Stolz und Ehre – als Brucker und geborener Kaufbeurer einen solche Chance erhalten zu haben, ehrt mich sehr. Es zeigt auch, was für eine große Chance Bildung für Menschen haben kann, die in einem Brennpunkt aufwachsen. Das bedeutet mir sehr viel.
Kannst du uns ein paar Stationen deines Lebens erzählen?
In frühen Jahren prägten mich Schicksalsschläge im engen Umfeld, die meine Familie sehr stark zusammenwachsen ließ. In der Folge wuchs ich nur mit meiner Mutter und Schwester auf, denen ich unzählige Dinge verdanke und gerade auch als Familie mit serbischem Migrationshintergrund vielen Herausforderungen begegnete. Ich war sehr verschlossen sowie schüchtern. Dann kam eine Phase auf dem Jakob-Brucker-Gymnasium, in der ich sehr intensiv versuchte, mein Umfeld mitzugestalten. Mein Abitur sowie die Ehrung von unserem Ministerpräsidenten Markus Söder haben mich wahnsinnig stolz gemacht.
Wir wissen, dass du auch in der Schule immer sehr vielseitig interessiert und engagiert warst. Wenn du auf deine acht Jahre am Jakob-Brucker-Gymnasium zurückschaust, wie beurteilst du diese Zeit?
Diese Zeit war absolut charakterprägend. Durch seine vielseitige Zusammensetzung bot mir das Jakob-Brucker-Gymnasium ein hervorragendes Sprungbrett, das mir half, meine Leidenschaften zu finden und mich vielfältig förderte. Es waren acht entscheidende Jahre meines Lebens.
Welchen Beitrag hat das Jakob-Brucker-Gymnasiums für deinen jetzigen Erfolg geleistet?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man zunächst den Grundstein des Bruckers kennen, der vor allem durch eine sehr konstruktive Schulgemeinschaft glänzt. Nicht nur Schulleitung, Lehrer und Eltern spielen sehr gut zusammen, sondern die Schüler unterstützen sich gegenseitig. Ich war sehr vielseitig interessiert und konnte allen denkbaren Richtungen nachgehen: sei es das hervorragende Orchester mit seinem Chor oder die Schülermitverantwortung. Auf dem Jakob-Brucker ist für alle etwas dabei gewesen.
Gab es besondere schulische Erlebnisse, die dich geprägt haben?
Zunächst zu den prägendsten Angeboten: Die SMV sowie der AKV haben mein politisches Interesse geweckt und das Verlangen danach, Projekte auf die Beine zu stellen. Passend dazu konnte ich mir das Debattieren im Kurs Politik und Zeitgeschichte aneignen.
Es gibt außerdem eine Vielzahl an Lehrkräften, denen ich sehr viel verdanke. Um ein paar aufzuzählen: Am meisten verdanke ich Cynthia Wissing, die schon sehr früh meine Talente erkannte und förderte. Ohne Sie wäre meine Bewerbung auf Harvard nicht möglich gewesen, da sie ganz entscheidende Punkte u.a. bei meiner Beratung, der Kommunikation und Übersetzung übernommen hat. Sie ist wie ein Mentor für mich.
Bernd Dössinger lehrte mich nicht nur durch seinen Unterricht, sondern prägte mich durch viele Gespräche in essentiellen Sichtweisen auf die Welt und er verhalf mir durch seine Pädagogik zu Höchstleistungen. Besonders bei meiner Entscheidung für Australien inspirierte er mich. Lehrer wie Herr Mayer, Frau Merkt, Herr Gruber begleiteten mich über meine ganze Schulzeit hinweg. Herr Schwietz entfachte eine Begierde nach dem Ausland in mir.
Eine besondere Geschichte verbinde ich auch mit Frau Kühne, die die erste Note in der fünften Klasse von mir ermittelte. Da ich völlig unvorbereitet war, gab es eine Fünf. Dies war der erste Moment, an dem ich merkte, dass ich mehr leisten will und das Gymnasium doch etwas anders funktioniert. So war die Biologie eine „Lehre des Lebens“.
Welche Bedeutung hat, neben den Lerninhalten und Lernangeboten, die Lehrer-Schüler-Beziehung mit Blick auf eine Förderung besonders interessierter Schüler?
Aufgrund meiner guten schulpolitischen Vernetzung, habe ich eine gute Übersicht über viele verschiedenen Schulen. Das Jakob-Brucker-Gymnasium sticht mit einem hervorragenden Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern hervor.
Durch die Vielzahl an Events und Projekten sind nämlich viele Lehrer ganz nah am Schüler dran, werden zu einer Bezugsperson und sind ein wichtiger Teil bei der Erziehung, d.h. es wird gefordert und gleichzeitig gefördert. Diese Art der Begabtenförderung gibt es auf vielen verschiedenen Feldern, u.a. in der Robotik oder durch eine große Musikabteilung am JBG. In jedem Fall weckt das die Motivation und Neugier in vielen Schülern.
Auch ich konnte ganz offen auf die Lehrer zugehen, nachdem ich den Plan gefasst hatte, mich auf elitären Unis in den USA zu bewerben, und bin auf viel Unterstützung gestoßen.
Zurück zu Harvard: Was kommt nun genau auf dich zu? Welchen Studiengang wirst du wählen?
Nach meiner Rückkehr aus Australien, bleiben mir nur wenige Monate bis der Umzug in die USA ansteht. Dann erwartet mich eine ähnliche College-Erfahrung wie man sie aus den vielen Filmen und Serien kennt, inklusive verschiedener Häuser wie in Harry Potter.
Ich kann mir selbst noch schwer vorstellen, was mich erwartet, aber ich lerne bereits jetzt zukünftige internationale Kollegen kennen und bin fasziniert von den Talenten, die in der besten Uni der Welt ihr zuhause finden werden. Wegen meines Studiengangs bietet mir die Universität viel Flexibilität bei der Wahl des Studienfachs, am meisten interessiert mich Astrophysik sowie Politik.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie haben deine Familie und deine Freunde auf dieses Angebot reagiert?
Den Entscheidungsbrief habe ich online zusammen mit demjenigen Kumpel, mit dem ich mir das Auto teile, am Korallenstrand der australischen Westküste geöffnet. Wir waren beide überwältigt. Bedingt durch die Zeitverschiebung geschah das 1:00 nachts deutscher Zeit; also musste ich mich zunächst bis zur deutschen Morgendämmerung gedulden.
Meine Familie hat sich zusammen mit mir über das Telefon gefreut und konnte es nicht fassen. Genauso gab es dann auch viele Telefonate mit Freunden. Die Freude war immens und ich erntete viele Glückwünsche.
(Das Interview fand am 24.03.23 in einer Onlinekonferenz statt und ist autorisiert.)